Die Kirche Kirchditmold
– Ihre Geschichte –
Die Kirchditmolder Kirche nennt man sie, denn als sie 1792 eingeweiht wurde, ist sie keiner und keinem Heiligen geweiht worden. Trotzdem, dies weist ihr großer und schöner Bau bereits aus, ist sie mehr als nur die Kirche eines ehemals nur 430 Seelen umfassenden Dorfes „Kirchditmold“. Bis um 1800 war Kirchditmold noch ein zentraler Gerichtssitz und darum auch die dortige Kirche bis Ende des 19. Jahrhunderts die Mutterkirche für die Filialkirchen im Westen des Kasseler Beckens. Das bedeutete, dass die sonntäglichen Hauptgottesdienste für die weite Gemarkung in Kirchditmold stattfanden und die Nebenkirchen von Harleshausen, Wahlershausen, Rothenditmold und Wehlheiden nur von Lektoren, meist den Schulmeistern, versorgt wurden. Einen Hinweis hierauf bilden noch heute die Straßen „Kirchweg“ und „Hochzeitsweg“.
Der Vorgängerbau der heutigen Kirche stand im Dorf oberhalb der heutigen Friedrich-List-Schule (Kapellenweg). Schon 1019 erwähnt, wuchs sie mit dem 1134 gegründeten Kloster Weißensteinund behielt auch nach dem Niedergang und der Aufhebung des Klosters ihre Bedeutung. Dieser nicht sehr große romanisch-gotische Bau erwies sich, als im Jahre 1780 zum wiederholten Male der Turm einstürzte, als so baufällig, dass ein Neubau unternommen werden musste.
Dieser wurde schließlich auf Geheiß des damaligen Landgrafen durch seinen berühmt gewordenen Stadtbaumeister Simon Louis du Ry auf die Anhöhe über dem Dorf so platziert, dass er fortan nicht nur für alle Filialdörfer weithin sichtbar war, sondern auch vom heutigen Schloss Wilhelmshöhe her einen Blickfang, „Point de Vue“, in der Landschaft bot.
Obwohl der Landgraf die zunächst veranschlagte Bausumme mehrmals aufstocken musste, reichten die Mittel nicht, um den Turm sogleich in der ganzen Höhe zu errichten. Deshalb wurde schon auf das erste Turmgeschoss ein einfacher, spitzer Turmhelm gesetzt, wie die Schallluken im Mauerwerk des mittleren Turmgeschosses noch heute deutlich zeigen. Auch gab es zunächst nur zwei Uhren, statt der geplanten vier. 1910 schließlich, nachdem ein Blitzschlag den Turm in Brand gesetzt hatte, entschloss man sich, den Plan du Rys nun zu vollenden und erbaute den Turm in seinem heutigen Erscheinungsbild und den Uhren auf allen vier Seiten.
Die Paul-Gerhardt-Kirche
– Ihre Geschichte –
Die Paul-Gerhardt-Kirche wurde in den Jahren 1963 bis 1965 mit Gemeinde-, Pfarr- und Küsterhaus an markanter Stelle im Straßendreieck Wolfhager Straße, Blumenäckerweg und Holunderstraße nach Plänen der Architekten Guther und des damaligen Pfarrers Werner Dettmar errichtet.
Die Kirche ist ein bemerkenswertes Beispiel für einen gelungenen Kirchenneubau der 60er Jahre. Unter der hohen, zeltartigen Holzdecke steht ein etwas aus der geometrischen Raummitte gerückter runder Altar. Dieser trägt Kreuz, Bibel, Taufschale und Abendmahlsgerät. Dass sich hier eine christliche Gemeinde unter einer Decke versammelt, aus deren Pfetten sich wiederholt ein Davidstern erschließen lässt, weist auf die untrennbare Zusammengehörigkeit des Alten und Neuen Bundes hin.
Ein gepflasterter Weg führt über den Hof direkt in das Kirchenrund, das mit seinen warmen Holzfarben dem Besucher als ersten Eindruck ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt. Über diesen Weg im Kirchenrund sind Betonglasfenster mit Motiven aus Bibel und Kirchengeschichte der Künstlerin Sigrid Kopfermann in der Folge so angeordnet, daß sie rechts vom Haupteingang beginnen und links von ihm enden.
So beginnt das erste Fenster mit der Schöpfung der Welt.
-
Aus dem Chaos wird Gestalt durch Gottes Kraft
Es schließen sich drei Bilder aus dem Alten Testament an:
-
Der Auszug Abrahams. Ein Mensch wird ins dunkle, unbekannte Land gerufen, um Glauben zu lernen
-
Ein Volk sieht das Licht Gottes auf dem Berge Sinai
-
Die alttestamentliche Prophetie. Der Baum wird gefällt, nur ein Stumpf bleibt wie vom ungehorsamen Volk, aber Gott lässt aus dem Stumpf einen neuen, grünen Zweig hervorgehen zu neuem Heil
Es folgen drei Bilder von Jesus Christus (hinter dem Altar):
-
Die Taufe Jesu. Über den Wassern des Jordans öffnet sich nun der ganze Himmel
-
Die Passion Jesu. Jesus trinkt den Kelch, der Kelch des Heils wird
-
Die Auferstehung Jesu. Der Auferstandene wird erkannt an dem Brot, das er bricht, an der Gabe, die er reicht
Zwei Fenster sind Darstellungen aus dem Neuen Testament:
-
Paulus schreibt den Gemeinden. Die Hand, die die Feder führt.
-
Johannes gibt ihnen die Bildreden des Christus. Das Bild vom rechten Weinstock
Drei Bilder folgen aus der Kirchengeschichte:
-
Die Liebe der Christen. Martin von Tours teilt seinen Mantel mit dem Bettler
-
Der Glaube der Christen. Calvin schreibt unter sein Wappen mit dem geopferten Herz auf der Hand: „Ein geschlachtet Herz bring ich dir zum Opfer dar.“
-
Das Lob der Christen. Paul Gerhardt singt aus dem Glauben heraus, das aufgeschlagene Gesangbuch steht über der Lutherrose
-
Die Bilderreihe endet links vom Eingang mit der Hoffnung der Christen. Das Licht vertreibt die Finsternis und am Ende wird alles Licht sein
Dank eines hohen Spendenaufkommens der Gemeindemitglieder konnte 1970 die bisherige kleine Behelfsorgel durch die jetzige große Orgel ersetzt werden. Sie ist eine Arbeit der Orgelbauwerkstätten Schmidt und Thiemann in Hannover.
Die Beweglichkeit des Altars, der Kanzel und der Bestuhlung bieten vielfältige Möglichkeiten variierender Gottesdienstformen, aber auch anderer Gemeindeveranstaltungen, vor allem für Kinder und Jugendliche.
In dieser Zeit großer Kirchenferne vermittelt die in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts erbaute Kirche ganz neue Glaubenserfahrungen.